Anna und Tamara wachsen bei Pflegeeltern auf. Das funktioniert gut, bis Tamara mehr über ihre Herkunft und ihre leiblichen Eltern erfahren möchte. Die Pflegeeltern antworten ausweichend. Und die Mappen, in denen die Unterlagen der beiden Mädchen aufbewahrt werden, bleiben versperrt in einer Schublade. Auch Anna wird hellhörig – wer ist diese andere Frau, diese Mutter, die sie als Kind weggegeben hat? Und wer war diese andere Anna, an die sie sich kaum mehr erinnern kann? Langsam beginnt sie, die Puzzleteilchen zusammenzusetzen, bis sich ein immer klareres Bild ergibt: Einer sehr jungen alleinerziehenden Mutter wurde ihr Kind vom Jugendamt abgenommen und obwohl sie lange darum kämpfte, bekam sie es nicht mehr zurück.
Jugendbuch des Monats August 2014 (Deutsche Akademie für Kinder- und Jugendliteratur)
Eva-Maria Magel, FAZ
"Zartfühlend, aber nie sentimental, souverän, aber jenseits aller Routine … sprachlich außerordentlich"
Heinz Sichrovsky, NEWS/Beste Seiten
"Das Gewebe aus Lüge und Täuschung zu entwirren wird zu einem regelrechten Krimi, der spannender kaum sein könnte."
Magali Heißler, Titel-Kulturmagazin
"sehr solide und gleichzeitig spannend"
Eselsohr
"spannend und gut nachvollziehbar geschrieben"
Heike Brandt, rbb kulturradio
"Ein erschütternder Roman, der tief zu Herzen geht."
Basel-Stadt Erziehungsdepartement, Pädagogisches Zentrum
Helga Schwarze, Leseperlen
Katholische Erziehergemeinschaft, Zum Glück: Bücher
"ein einfühlsames Jugendbuch"
Barbara Mader, Kurier
„Als du zu uns gekommen bist“, erzählt Mammi oft, „hast du dich mit Anorak und Straßenschuhen unter den Esstisch geflüchtet. Wir hätten dich hervorziehen können, aber du hast ganz offensichtlich geglaubt, dass du da unten für die ganze, böse Welt unerreichbar bist. Wir haben dich dort hocken lassen wie ein kleines ängstliches Mäuschen. Wir wollten dich nicht noch mehr erschrecken. Als dein Papa jedoch Tamara vom Kindergarten nach Hause brachte, ist sie sofort zu dir unter den Tisch gekrochen. Und zwar so rasch, dass wir es gar nicht verhindern konnten. Aber es war goldrichtig. Sie hat Kätzchen gespielt und nach ein paar Keksen miaut.“
Anna weiß, wie die Geschichte ausgegangen ist. Sie hat sich die Kekse von Tamara in den Mund stecken lassen und ist schließlich hinter ihr her unter dem Tisch herausgekrabbelt. Sie hat die Geschichte so oft gehört, dass sie meint, sich daran wirklich erinnern zu können.
An diesem Tag ist sie Mammis Mäuschen geworden, so wie Tamara Papas Kätzchen ist. Anna verzieht das Gesicht zu einer Grimasse. Tamara ist das Kätzchen gewesen. Jetzt genügt ein Wort oder gar ein Blick von Papa, und Tamara faucht unfreundlich zurück.
„Es ist ihr egal, dass sie Mammi damit wehtut“, denkt Anna zornig. Sie wünscht sich so sehr, dass Tamara damit aufhört, dass sie wieder so wird, wie sie noch im letzten Jahr war. Da haben sich die beiden nie derartig gestritten.
Die Tür zu ihrem Zimmer fliegt auf und knallt gegen den Schrank daneben.
„Du hast mir überhaupt nichts zu verbieten. Du bist nicht meine Mutter!“ Tamaras Stimme kippt, als sie in Annas Zimmer stürzt, die Tür hinter sich zuschlägt und sich auf Annas Bett wirft.