Bambert ist klein gewachsen und führt ein zurückgezogenes Leben. Seine ganze Liebe gehört der Literatur: Er ist nicht nur sehr belesen, sondern auch ein großer Dichter. Das weiß aber nur er selbst, weil noch niemand seine Geschichten lesen durfte, die er in einem Buch gesammelt hat. Eines Tages beschließt Bambert, alle seine Geschichten aus seinem Buch herauszulösen und mit Hilfe kleiner japanischer Ballons in die Welt zu schicken, damit sie sich den Ort ihrer Handlung selbst suchen können. An einen Ballon heftet er ein Kuvert mit unbeschriebenen Blättern für eine letzte, besondere Geschichte, die, da sie wirklich geschehen müsse, sich auch selbst erzählen soll. Ungeduldig wartet Bambert auf die Rückkehr seiner Geschichten. Nach und nach kommen sie zurück, und Bambert stellt zufrieden fest, dass jede ihren passenden Ort gefunden hat. Nur die letzte Geschichte bleibt verschollen. Da bemerkt Bambert, dass das Kuvert an der Dachtraufe hängen geblieben ist.
Österreichischer Kinder- und Jugendbuchpreis (Ehrenliste)
Sender Freies Berlin (ARD/ZDF)
"Reinhardt Jung erzählt mit einer leisen Sprache, die Raum hat für unbekanntes, Raum für Poesie und philosophische Weisheit. Er weiß, dass Kinder viel mehr verstehen, als man ihnen gemeinhin zutraut."
Heide Germann, Darmstädter Echo
"Für alle, die gerne lesen, ist dieses Buch ein absolutes Muss."
Johanna Weyrauther, www.webcritics.de
"Ein feinfühliges und spannendes Buch."
Christoph Jantzen, AJuM
Bambert war sehr klein von Wuchs, trug den Kopf fast halslos auf den Schultern und konnte sich nur am Stock bewegen, was ihm dennoch Schmerzen bereitete. Sein Stock hatte einen goldenen Knauf, war ansonsten schwarz und half ihm durchs Leben.
Bambert war trotz seiner kleinen Gestalt ein großer Dichter. Das aber wusste nur er selbst, denn noch nie hatte er eine seiner Geschichten einem Menschen anvertraut. Dennoch war Bambert nicht wirklich einsam: Er hatte ja seine Erzählungen! Nur in ihm waren sie lebendig, nur in seinen Geschichten vermochte Bambert durch Zeit und Raum zu reisen, wie kein anderer.
Tatsächliche Reisen blieben ihm wegen der Hüftschmerzen versagt. Die Hilfe der Ärzte nahm er nicht mehr in Anspruch, nachdem er eine Kindheit durchlitten hatte, in der ihm die Ärzte allerhand Pein bereitet hatten: Hier Sehnen verlängert, dort Haut gedehnt, Knochen gebrochen, gestreckt und begradigt – um letztlich doch zugeben zu müssen, dass Bambert klein bleiben würde und als Erwachsener sich in sein Schicksal fügen müsste. Bambert empfand sich als Schiffbrüchiger, gestrandet an einem ihm feindlichen Ufer, auf der anderen Seite des Traumes. Hier war der Ort seiner Prüfung. Drüben lag sein verlorenes Paradies ...